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Ein historischer Abend

(26. Oktober 2025) Stimmengewirr, Gedränge, gespanntes Warten. Ein Abend, an dem unser Zirkellokal aus allen Nähten platzte. Michael Ammar ist auf seiner Abschiedstour – man könnte auch fast schon sagen: Tournee. Seit Wochen ist er bei Ortszirkeln überall in Deutschland zu Gast, davor war er in anderen europäischen Ländern unterwegs. Michael Ammar gehört zu den Zauberkünstlern weltweit, die diese Kunstform am meisten geprägt haben. Vor allem durch seine Art, sie zu vermitteln.

Im Seminar zeigte er viele Klassiker und ein paar neue Ideen. Wer ihn schon mal gesehen hatte, kannte einiges davon. Aber das war gar nicht entscheidend. Ein gutes Seminar muss für mich immer etwas bieten, dass über die reinen Tricks und Erklärungen hinausgeht und das bleibt: Eine besondere Energie, eine besondere Idee, Gedanken und Einstellungen, die zum Nachdenken anregen und einen nachhaltig beeinflussen. Das bot Michael Ammar. Seine Herangehensweise, die aus allen Erklärungen sprachen, seine sympathische und herzliche Art machten klar: Hier zaubert jemand, der es liebt, Menschen zu begeistern und der weiß, wie das geht – und was es dafür nicht braucht.

Ich gebe es zu: Ich bin ein Fan. Und sehr froh, dass ich noch die Möglichkeit hatte, Michael Ammar einmal live zu erleben. Ich war damit aber auch nicht allein, denn in der Pause standen die Menschen Schlange, um Fotos zu machen oder sich ihre Ausgabe seines Buches unterschreiben zu lassen. Über dem ganzen Abend schwebte bei allen das Bewusstsein, dass es das so nicht mehr geben wird. Auch bei Michael Ammar, der auf dieser Tour von seiner Frau Hannah begleitet wurde. Der lang anhaltende Applaus am Ende und auch die Ergriffenheit, die in seinem Blick lag, machte klar: Das war historisch.

Michael Ammar und seine Frau Hannah.
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Vier Magier im Gefängnis

Geht es um Zauberkünstler und Haftanstalten, dann dreht sich schnell alles darum, wie man trickreich dem Arrest entkommt. Harry Houdini etwa befreite sich bereits 1906 aus der Todeszelle des Staatsgefängnisses von Washington. Und David Copperfield flüchtete 1987 aus dem Insel-Gefängnis Alcatraz in der Bucht von San Francisco.

Es soll aber auch vorkommen, dass Magier Gefängnisse aufsuchen, ohne sich aus ihnen befreien zu wollen (oder andere, wie dann gern auch gespaßt wird). In diesem Fall zog es vier Mitglieder des Ortszirkels Frankfurt am 11. Juli 2024 in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Darmstadt – Fritz-Bauer-Haus. Als größte Strafanstalt in Südhessen dient sie dem Vollzug von Freiheitsstrafen für erwachsene Männer. Das Ziel der Zauberer: Im Rahmen des Veranstaltungskonzepts „Kultur hinter Mauern“ die Zusammenarbeit von Ortszirkel und JVA wiederzubeleben, die kurz vor der Corona-Pandemie begonnen hatte.

Das einstündige Programm eröffnet Lennard Fabricius als eleganter Jung-Zauberer, es folgte Holger Ludwig im Straßenzauberer-Stil und Lukas Kempf. Durch das Programm führte Stephan Skora.

Für die Auftretenden war die Show in Darmstadt eine ebenso ungewöhnliche wie unvergessliche Erfahrung, nicht zuletzt, weil die Show in vielen Details an die speziellen Gegebenheiten in einer Justizvollzugsanstalt angepasst werden musste. Scheren und Messer etwa waren als Requisiten tabu und vor der Show wurde jeder Künstler einer Unbedenklichkeitsüberprüfung unterzogen. Das Resultat war aber jeden Aufwand wert: Das Willkommen war ungeheuer freundlich, das rund 50-köpfige Publikum mehr als dankbar und die Stimmung famos. „Alles lief respektvoll und ruhig ab und von den Gesichtern der Zuschauer war fast schon kindliche Freude abzulesen“, resümierte JVA-Pädagoge Manuel Knopp, „alle haben sich sehr wertgeschätzt gefühlt und waren dankbar für einen kurzweiligen Abend. Der Termin war viel zu schnell vorbei!“ Das fand übrigens auch das Magier-Quartett vom Ortszirkel Frankfurt und war sich einig: Dieses Engagement muss fortgesetzt werden.

(Dieser Artikel wurde verfasst von Stephan M. Hübner.)