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Wo gucken Sie denn hin?

(18. September 2023) Auch Theorie-Seminare sind bei uns im Ortszirkel Frankfurt super-gut besucht. Schön zu sehen, es geht den Teilnehmern also nicht nur um die neusten Kunststücke.
Einige kannten Markus Gabriel noch aus den Zeiten, als „Markus und Trix“ mit ihrer Ventilatorschwebe (nein, keine fliegenden Elektrogeräte) die Welt bereisten. Vor vielen Monden waren sie damit auch oft und gern gesehene Gäste im Neuen Theater Höchst. Markus errang 1988 bei der FISM den 3. Platz mit einer getanzten (!) Manipulationsnummer. Doch will ich nicht weiter von diesem lehrreichen Abend ablenken, denn genau hier lag der Fokus des Seminars.
Misdirection – die Kunst der Ablenkung, oder die Lenkung der Aufmerksamkeit der Zuschauer. Mit mehr als 3 Jahrzehnten Profierfahrung ist sich der Schweizer Zauberkünstler der Stärken und möglichen Schwächen dieser Wunderwaffe bewusst. Mit vielfältigen Methoden der Lenkung unserer hoffentlich ahnungslosen Opfer, sprich Zuschauer, zeigte man uns einen ganzen Werkzeugkasten im Einsatz in allen Bereichen der Zauberkunst. Erreicht wurde dies durch Konzept, gezieltem Vortrag und Körpersprache.
Ein Theorieabend kann schnell trocken und langatmig werden. Dies war bei dem rotgewandeten Seminaristen nicht der Fall, da er alle Techniken mit uns vertrauten Kunststücken verdeutlichte. Leider ist Misdirection kein Freifahrschein für schlechte Grifftechniken, von denen man ablenken möchte. Ganz im Gegenteil, wir sollten, so Gabriel, unsere Griffe-Klopperei möglichst ohne Blick auf unsere Hände ausführen können. Üben ist hier angesagt. Durch Misdirection können Griffe und Tricktechniken dann möglichst unerkannt bleiben.
Viele unsere Großen haben sich der Thematik gewidmet und ihren Senf dazu Kund getan. So begegneten uns auch an diesem Abend Techniken und Theorien von de Cova bis Tamariz, von Ascanio bis Slydini. Für die Arbeit zu Hause konnten sich der Schriftsprache Kundige das Buch zum Seminar käuflich erwerben.
Trix, die Frau an Markus‘ Seite, steht nicht mehr selbst auf der Bühne. Sie unterstützte ihren Mann aber tatkräftig bei Konzeption, Planung und Durchführung der Seminare.

Ein Dank an Markus und Trix: Kommt mal wieder in Frankfurt vorbei.

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Die Zauberer-WM: Wie Quidditch, nur in echt

(10. September 2023) Alle drei Jahre findet die Weltmeisterschaft der Zauberkunst statt. Dort werden dann in verschiedenen Sparten die besten ihres Faches gekürt. Wer gewinnt, darf sich nicht nur über die Auszeichnung freuen, sondern erlebt mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen Riesen-Schub in der eigenen Zauber-Karriere.

Im vergangenen Jahr reisten dafür hunderte Zauberkünstler und -künstlerinnen aus der ganzen Welt nach Quebec in Kanada. Es gab Workshops, bei denen man von Profis lernen konnte, gegenseitiges Vorzaubern einfach nur zum Spaß und natürlich Wettbewerbe. Die National Geographic war dabei und gibt in einem schönen Artikel einen tollen Einblick in die Veranstaltung, in der Zauberer versuchen, sich gegenseitig zu täuschen. Zu lesen ist der (englische) Text jetzt auch kostenfrei auf der Homepage der Zeitschrift. Die nächste Zauber-WM findet dann in Italien statt.

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Die Regenbogenpfeifer mit dem gitarrespielenden Sänger Peter Lauch

(4. September 2023) Kannste‘ Dir nicht ausdenken, manche Sachen. Zum Beispiel einen Zauberer, der auch als Akkordeonspieler auftritt, einen strippenden Hochradfahrer oder eben die Regenbogenpfeifer aus dem Titel dieses Beitrages. Das sind alles Nummern, die mal gespielt wurden in einem der über 80 Varietés (sic!), die es im Laufe der Zeit mal Frankfurt gegeben hat! Es sind Nummern aus der sogenannten zweiten Theaterrenaissance in Frankfurt, der Zeit zwischen etwa 1900 und 1960, die mit Spielstätten wie Schumanns Theater oder dem Kristallpalast verbunden sind, Nummern, um die sich Künstler heutzutage ja gerne mal drücken …

Woher wissen wir alles das? Weil es uns der Zauberfreund Stephan Hübner während eines Zirkelabends im Rahmen eines kleinen Stadtrundganges erklärt und gezeigt hat. Wobei sich das Zeigen in vielen Fällen auf das Herumreichen von Photos beschränkt, denn viele Spielstätten, in denen es Operetten, Boxkämpfe, Konzerte, Artistik und eben auch Zauberei gegeben hat, existieren nicht mehr. In vielen Fällen sind nicht einmal mehr die Gebäude erhalten. So wurde zum Beispiel der Jugendstilbau des Albert-Schumann-Theaters auf dem Bahnhofsplatz, das neben vielen anderen Räumen Stallungen für 120 Pferde hatte, noch 1960 abgerissen, nachdem es im 2. Weltkrieg beschädigt wurde. Der Wikipedia-Eintrag des Theaters vermeldet trocken: „An seiner Stelle entstand 1965 ein architektonisch unbedeutendes Geschäftshaus.“ – das ist die Untertreibung des Jahrhunderts! Wer sich durch persönlichen Augenschein davon überzeugen möchte: Am Hauptbahnhof 16 … Übrigens war es auch mit den meisten anderen Spielstätten der kleinen Kunst Mitte der 60er-Jahre vorbei und jeder mag sich seine/ihre Meinung bilden, ob das dem Kino oder dem Fernsehen geschuldet ist,

Stephans amüsanten und kenntnisreichen Ausführungen während des Rundgangs durch das Bahnhofsviertel und Teile der Innenstadt lauschten an diesem lauen Spätsommerabend etwa 15 Mitglieder des Ortszirkels Frankfurt und die, die diese Veranstaltung verpasst haben, kann man nur bedauern – während des anschließenden Ausklangs des Abends in einem Restaurant wurde jedenfalls energisch ein zweiter Teil gefordert, den Stephan sicher aus seinem Bestand locker würde bestreiten können. Folgen Sie diesem Blog für weitere Nachrichten …

P.S.: Die Photos in dieser Gallery unterliegen dem Copyright der Zauberfreundin Michelle Spillner: Danke dass wir sie für diese Seite verwenden dürfen!

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That’s life!

(2. September 2023) Wir machen die Mikromagica in Groß-Gerau seit fast einem Jahr so alle sechs Wochen ungefähr und hatten von Mal zu Mal mehr Zuschauer, zuletzt so viele, dass man es den in den hintern Reihen stehenden oder sitzenden Zuschauern eigentlich nicht mehr zumuten konnte (siehe hier). Also haben wir dieses Mal ein Parlour-Programm gespielt, ganz regulär mit den Künstlern auf der Bühne und den Zuschauern in ihrem natürlichen Habitat, dem Zuschauerraum – der hübsch hergerichtet und kerzenbeleuchtet, aber leer war.
Und das war bitter, denn die Vorstellung war wirklich klasse: Michael Draeger, Alex Morgenthau, Lukas Kempf – der auch die Moderation übernommen hatte – und Harry Keaton haben eine super Vorstellung abgeliefert – aber draußen war der Sommer lau und der Wein schmackhaft …

Aber gut, et is‘ wie et is‘ – oder in den Worten des bekannten Aphoristikers Frank Sinatra:
That’s life
That’s what all the people say
You’re riding high in April, shot down in May