(3. Juni 2024) Esoterik und der Glaube an paranormale Phänomene schadet allen Menschen, aber uns Zauberern in besonderem Maße, weil Menschen, die sich in einem solchen Glaubenssystem verirrt haben oder paranormale Phänomene nicht für ganz und gar unmöglich halten, uns unsere Kunstfertigkeit und unser Unterhaltungspotential absprechen – naja, ist halt eine Gabe, die der Eine hat und der Andere nicht.
Niemand hat einer Sparte der Zauberkunst damit so erheblich, so nachhaltig und so im Alleingang geschadet, wie ein mittelmäßiger Zauberer aus Tel Aviv, der das Genre des Metallbiegens esoterisch umgedeutet und paranormale Fähigkeiten für etwas in Anspruch genommen hat das ganz klar wohlbekannte Zaubereffekte waren und sind. Aber der Mann kann halt Marketing und darin ist er nicht mittelmäßig.
Dass das Genre des Metallbiegens eine interessante Tradition hat, die nicht bei der Ausstattung der Besteckschublade aufhört, sondern auch Requisiten wie Verkehrsschilder oder Eisenbahnschwellen umfassen kann, dass es ein reiches Repertoire an Effekten und Methoden gibt, hat uns der Zauberfreund Holger Ludwig im Rahmen eines Zirkelabends erläutert und selbst die Nicht-Bieger zum Biegen gebracht. Dabei ging es nicht nur um das Offensichtliche (wie macht man’s?) sondern auch um das Subtile: Warum macht man’s? Wie lange braucht der Effekt, um sich nach der Wahrnehmung der Zuschauer zu entfalten, sich zu manifestieren? Muss es beim table hopping eine Gabel, ein Löffel vom Tisch des Gastgebers sein? Was ist mir Schlüsseln: Sollte man welche von Zuschauern nehmen? Ist das Verbiegen von Münzen im Vergleich irgendwie anders? Wie man sieht, ist das Metallbiegen viel zu schade, um in die Eso-Ecke gedrängt zu werden!
P.S.: Wer des Englischen mächtig ist und englischen Humor mag, sollte sich mal diesen Sketch aus der Reihe „A little bit of Fry and Laurie“ anschauen. Für die Jüngeren: Jaaa, das ist Dr. House …