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Wer lesen kann, ist im Vorteil!

(16. September 2024) Wir befinden uns im Jahre 2024 n.Chr. Ganz Zauber-Deutschland schaut Anleitungsvideos … Ganz Zauber-Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Frankfurtern bevölkerter Ortszirkel hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten und liest statt dessen Bücher über das Zaubern.

Spaß beiseite: Haben Bücher in der Zauberkunst noch eine Berechtigung in Zeiten der Penguin Lectures, der DVDs und sonstigen Downloads? Wenn man bei dem Zirkelabend war, über den hier zu berichten ist: Eindeutig ja! Alle Anwesenden hatten – natürlich – nicht nur ein Buch mitgebracht, sondern mehrere. Es waren einige „übliche Verdächtige“ dabei, wie zum Beispiel Rope Magic von Francis Tabary – kein Wunder, das Ding ist so schön und so klar gezeichnet, das musste irgendjemand mitbringen. Genauso wie Vortex von Tom Stone – aus fast denselben Gründen. Aber es waren auch verborgene Schätze dabei, wie zum Beispiel ein eBook exklusiv über eine bestimmte Methode der Mentalzauberei, von der man selber vielleicht 10 Varianten kennt: Das Buch hat über 800 Seiten!

Aber das aller-spannendsten war es, zu hören, was der Einzelne mit einem Buch verbindet, was es ihm bedeutet: Wann hat er es entdeckt? Was hat er daraus gelernt – oder auch nicht?

Alles in Allem: Ein Hoch auf das Buch, Totgesagte leben länger, Bücher sind noch diesseits der Wupper, no time to die, Bücher betrachten die Radieschen noch von oben, sie haben den Löffel noch und singen nicht in Elvis‘ Chor.

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Buchtipp: „David Copperfield’s History of Magic“

Ein Zauberkünstler wird während seiner Vorführung erschossen. Eine Frau übernimmt 1896 nach dem Tod ihres Mannes seine Show und tritt auf den angesagtesten Bühnen der Welt auf. Die Suche nach dem mysteriösen Autor eines Buches über das Falschspielen hält Generationen von Zauberkünstlern in Atem – die Geschichte der Zauberkunst ist voll von dramatischen, skurrilen und spannenden Geschichten. 27 von ihnen erzählt David Copperfield auf rund 230 Seiten in seiner „History of Magic“. „Magie ist wichtig“, schreibt Copperfield, „sie entführt die Menschen in eine Welt, in der das unmögliche möglich ist.“ Und das Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise durch eben jene Welt.

Dabei ist da Buch ein wenig wie eine private Führung durch Copperfields Museum. Jedes Kapitel beschreibt einen Gegenstand in seiner riesigen Sammlung, die er im Laufe der Zeit zusammengetragen hat. Copperfield erzählt anhand dieser Objekte – egal ob Gewehr, Kleid oder Buch – kurzweilig und interessant, wie sich die Zauberkunst entwickelt und verändert hat, wie sie neue Trends aufnahm oder voranbrachte und wer die Menschen waren, bei denen Zauberhistoriker leuchten in den Augen bekommen. Wirklich herausragend wird das Buch aber durch die mehr als 100 zum Teil großformatigen Farbfotos, die die Objekte der Sammlung perfekt inszeniert einfangen.

Nicht alles ist 100 Prozent akurat, und David Copperfield schreibt auch gerne über sich selbst – da ist es nur konsequent, dass das letzte Kapitel von ihm selbst handelt. Wer darüber hinwegsieht, bekommt ein sehr schön verarbeitetes Buch (auf Englisch), das zum Schmökern und Herumzeigen einlädt, ein Hingucker in jedem Bücherregal ist und das sicherlich für alle, die sich für Zauberkunst und ihre Geschichte interessieren (egal ob Zauberer oder nicht), lesenswert ist. Zu kaufen gibt’s das Buch nicht nur in der Winkelgasse, sondern auch im normalen Buchhandel.