(2. Oktober 2023) Wer ist denn so dämlich, zwei Theorie-Veranstaltungen zum selben Thema innerhalb von zwei Wochen zu machen und den zweiten Termin auf den Abend eines Brückentages zu legen? Wir! Tja, das war bei der Halbjahresplanung nicht abzusehen, dass der Markus Gabriel mit einem Seminar zum Thema Ablenkung zu uns kommen würde (siehe hier), während wir für unseren regulären Zirkelabend zwei Wochen später über das Thema „There is no misdirection: Tommy Wonders Ideen zur Ablenkung“ reden wollten. Aber vielleicht war das auch ganz gut so, denn so waren die Hinweise vom Markus uns allen noch frisch im Gedächtnis und wir konnten vergleichen.
Jeder kennt Tommy Wonders Grundidee: Ablenkung ist der falsche – weil negativ konnotierte – Ausdruck, es sollte eine permanente Lenkung der Aufmerksamkeit stattfinden, die Zuschauer sollten permanent ihre Aufmerksamkeit dahin lenken, wo der Zauberkünstler sie haben will. Tommy Wonder, das alte Genie, der Irre, der Besessene hat leicht reden, der konnte, wollte oder musste vielleicht sogar soviel Zeit in seine Routinen investieren, bis sie seinen eigenen Ansprüchen genügen – und das Ergebnis konnte sich ja regelmäßig sehen lassen, hier zum Beispiel sein legendäres Becherspiel. Aber, ich fasse kurz das Fazit des Abends zusammen, wir normalen Leute, wir erdenschwere Laien, wir Normalos kommen an dieses Niveau in der Regel nicht heran – und das ist auch nicht immer nötig, um unterhaltsam zu zaubern. Auch der Laienmusiker kann schön Geige spielen, ohne Hillary Hahn zu sein. Man kann als Publikum dem Laienmusiker zuhören und Frau Hahn, das hat beides seine Berechtigung. So, ich gehe dann mal wieder Tommy Wonder bewundern …