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Die Regenbogenpfeifer mit dem gitarrespielenden Sänger Peter Lauch

(4. September 2023) Kannste‘ Dir nicht ausdenken, manche Sachen. Zum Beispiel einen Zauberer, der auch als Akkordeonspieler auftritt, einen strippenden Hochradfahrer oder eben die Regenbogenpfeifer aus dem Titel dieses Beitrages. Das sind alles Nummern, die mal gespielt wurden in einem der über 80 Varietés (sic!), die es im Laufe der Zeit mal Frankfurt gegeben hat! Es sind Nummern aus der sogenannten zweiten Theaterrenaissance in Frankfurt, der Zeit zwischen etwa 1900 und 1960, die mit Spielstätten wie Schumanns Theater oder dem Kristallpalast verbunden sind, Nummern, um die sich Künstler heutzutage ja gerne mal drücken …

Woher wissen wir alles das? Weil es uns der Zauberfreund Stephan Hübner während eines Zirkelabends im Rahmen eines kleinen Stadtrundganges erklärt und gezeigt hat. Wobei sich das Zeigen in vielen Fällen auf das Herumreichen von Photos beschränkt, denn viele Spielstätten, in denen es Operetten, Boxkämpfe, Konzerte, Artistik und eben auch Zauberei gegeben hat, existieren nicht mehr. In vielen Fällen sind nicht einmal mehr die Gebäude erhalten. So wurde zum Beispiel der Jugendstilbau des Albert-Schumann-Theaters auf dem Bahnhofsplatz, das neben vielen anderen Räumen Stallungen für 120 Pferde hatte, noch 1960 abgerissen, nachdem es im 2. Weltkrieg beschädigt wurde. Der Wikipedia-Eintrag des Theaters vermeldet trocken: „An seiner Stelle entstand 1965 ein architektonisch unbedeutendes Geschäftshaus.“ – das ist die Untertreibung des Jahrhunderts! Wer sich durch persönlichen Augenschein davon überzeugen möchte: Am Hauptbahnhof 16 … Übrigens war es auch mit den meisten anderen Spielstätten der kleinen Kunst Mitte der 60er-Jahre vorbei und jeder mag sich seine/ihre Meinung bilden, ob das dem Kino oder dem Fernsehen geschuldet ist,

Stephans amüsanten und kenntnisreichen Ausführungen während des Rundgangs durch das Bahnhofsviertel und Teile der Innenstadt lauschten an diesem lauen Spätsommerabend etwa 15 Mitglieder des Ortszirkels Frankfurt und die, die diese Veranstaltung verpasst haben, kann man nur bedauern – während des anschließenden Ausklangs des Abends in einem Restaurant wurde jedenfalls energisch ein zweiter Teil gefordert, den Stephan sicher aus seinem Bestand locker würde bestreiten können. Folgen Sie diesem Blog für weitere Nachrichten …

P.S.: Die Photos in dieser Gallery unterliegen dem Copyright der Zauberfreundin Michelle Spillner: Danke dass wir sie für diese Seite verwenden dürfen!

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That’s life!

(2. September 2023) Wir machen die Mikromagica in Groß-Gerau seit fast einem Jahr so alle sechs Wochen ungefähr und hatten von Mal zu Mal mehr Zuschauer, zuletzt so viele, dass man es den in den hintern Reihen stehenden oder sitzenden Zuschauern eigentlich nicht mehr zumuten konnte (siehe hier). Also haben wir dieses Mal ein Parlour-Programm gespielt, ganz regulär mit den Künstlern auf der Bühne und den Zuschauern in ihrem natürlichen Habitat, dem Zuschauerraum – der hübsch hergerichtet und kerzenbeleuchtet, aber leer war.
Und das war bitter, denn die Vorstellung war wirklich klasse: Michael Draeger, Alex Morgenthau, Lukas Kempf – der auch die Moderation übernommen hatte – und Harry Keaton haben eine super Vorstellung abgeliefert – aber draußen war der Sommer lau und der Wein schmackhaft …

Aber gut, et is‘ wie et is‘ – oder in den Worten des bekannten Aphoristikers Frank Sinatra:
That’s life
That’s what all the people say
You’re riding high in April, shot down in May

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Opfer des eigenen Erfolgs

(22. Juli 2023) Mit der Mikromagica hatten wir bisher sehr viel Glück – in Bezug auf alle Parameter, die man zu dieser Bewertung heranziehen kann. So haben wir die Zuschauerzahl kontinuierlich steigern können – bis an den Punkt, an dem man das den Zuschauern eigentlich nicht mehr zumuten kann. Der Name ist ja Programm: Es soll um Mikromagie gehen, das Zaubern mit kleinen Requisiten wie Karten, Mnzne, Würfeln und dergleichen. Da darf es Armeslänge sein, vielleicht ein bischen mehr, viel mehr dann aber auch nicht, was den Abstand des Zuschauers vom Geschehen angeht.

Bei der letzten Mikromagica in Groß-Gerau, der fünften Veranstaltung dieser Art, haben wir Stühle gestellt, dann mehr Stühle, dann haben wir noch Stühle dazugestellt und zum Schluß noch ein paar Stühle geholt. Das ist einerseits toll, dass es sich offensichtlich herumgesprochen hat, dass man „da mal hingehen“ kann, aber als jemand mit starker Kurzsichtigkeit und grauem Star habe von hinten nix mehr gesehen – und das ist schde. Da müssen wir was ändern. Die ambulante Hilfe ist die, dass die nächste Mikromagica eigentlich eine Makromagica werden wird. Wir werden in der „normalen Orientierung“ des Saales spielen, also von der Bühne in den Zuschauerraum, in dem dann die 50 Besucher, die das letzte mal da waren, locker Platz haben. Und da wir hier unter uns sind kann man schon mal verraten: Wir arbeiten an einer weiteren Veranstaltung, die es auch auf längere Sicht erlaubt, Mikromagie zu zeigen, ohne dass die Veranstaltung ein Opfer der steigenden Zuschauerzahlen würde, wenn sie denn so erfolgreich sein sollte, wie die Mikromagica.

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Gedanken zum Gedankenlesen

Ist es ethisch in Ordnung, Mentalkunststücke – Gedankenlesen, Vorhersagen, Psychokinese und ähnliches – als echte Demonstrationen übersinnlicher Fähigkeiten zu präsentieren? Darf man es als Künstler wenigstens offen- und damit den Zuschauern überlassen, den Grad der „Echtheit“ der Vorführung zu bestimmen?
Das sind für Zauberer keine trivialen Fragen, heißt es doch in der Satzung des Magischen Zirkels von Deutschland; „Der MZvD distanziert sich grundsätzlich von Aberglauben und Okkultismus und beobachtet sogenannte parapsychologische Phänomene mit äußerster Kritik. Daher erwartet er, dass auch bei Darbietungen, die okkultistische Vorgänge nachahmen, der Eindruck vermieden wird, als bediene sich der Vorführende allen Ernstes übernatürlicher Kräfte oder übersinnlicher Wahrnehmungen.“

Der Ortszirkel Frankfurt diskutiert diese Fragen und die erste These lautet: So lange es als Bestandteil einer Inzenierung auf der Bühne erkennbar ist, ist alles in Ordnung. Wenn nun aber ein Mentalist auf der Bühne, als Bestandteil seiner Inszenierung einem Zuschauer Botschaften von der verstorbenen Großmutter übermittelt? Oder falsche psychologische Phänomene zur Erklärung seiner Effekte heranzieht und in der Pause Selbsthilfebücher zu diesem Thema verkauft? So einfach ist es also nicht.

Da keiner der Anwesenden die Gedanken der anderen lesen konnte, musste die nächste These mündlich geäußert werden: Problematisch werde es dann, wenn mit den Hoffnungen und Ängsten der Zuschauer gespielt werde. Aber macht nicht grade die Ungewissheit Mentalsimus so stark: Könnte nicht doch „was dran sein“? Ist das keine Hoffnung? So berichten einige Andwesende dann auch davon, dass selbst die explizite Ansage, es handele sich „nur um Tricks“ manche Zuschauer nicht daran hindert, nach der Show mit dem Künstler zu sprechen und Andeutungen zu machen: Man wisse ja, dass der Künstler auf der Bühne behaupten müsse, nicht über übernatürliche Fähigkeiten zu verfügen, aber …

Und so lautet der Beschluss des Abends: Es kommt darauf an …

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Der verschwundene Elefant hat gestunken

(20. März 2023) Wenn Sie jemanden begegnen, der angibt als Hobby Aquarelle zu malen, bitten Sie den, Ihnen mal eben schnell eine Stadtansicht von San Gimignano zu malen? Bitten Sie jemanden, der von sich sagt, er spiele Tischtennis, Ihnen mal schnell ein paar Bälle um die Ohren zu hauen? Wohl eher nicht. Wer sich als Zauberer zu erkennen gibt (oder als solcher geoutet wird), wird aber gerne mal gefragt, ob er denn nicht mal ’nen Trick zeigen könne. Es stellt sich vorderhand die Frage: Will ich das überhaupt? Vielleicht sind die Bedingungen nicht richtig, vielleicht interessiert sich nur der Frager für Zauberei, der Rest der Gruppe aber nicht, vielleicht entspricht es nicht dem eigenen künstlerischen Anspruch, „irgendwas rauszuhauen“. Alles gute Gründe, nicht auf die Schnelle zu zaubern.

Wenn man es aber doch tun möchte – es gibt auch gute Gründe dafür – ist die Frage mit welchen Requisiten? Nimmt man Dinge, die zur Hand sind, nennt man das impromptu-Zauberei, hat man spezielle Requisiten dabei, heißt das neuerdings every-day-carry (EDC). Darüber haben sich die Zauberinnen und Zauberer des Ortszirkels Frankfurt vor Kurzen ausgetauscht. Hat jeder immer was dabei? Was? Wieviel? Wo und wann kommt das zum Einsatz? Dabei stellte sich heraus, dass jeder seinen/ihren eigenen Zugang zu dem Thema hat: Von „Mache ich grundsätzlich nicht.“ bis „Nutze viele Gelegenheiten, um Sachen zu probieren.“ war alles dabei. Der eine hat gar nichts dabei, die andere schleppt immer eine kleine Tasche mit Requisiten mit, um notfalls eine halbe Stunde Programm ad hoc spielen zu können.

Ein einendes Motiv war aber, dass viele Zauberfreunde, wenn sie denn überhaupt spontan einen oder mehrere Kusntstücke zeigen, den oder die interessierten Menschen auf die Seite nehmen, einerseits um sich bestmögliche Bedingungen zu verschaffen (am Tisch, im Licht, mit etwas Abstand, …), andererseits um nur diejenigen im Publikum zu haben, die es wirklich interessiert – und nicht diejenigen, die nur dabeigestanden haben, ohne dass sie Zauberei wirklich interessiert.

Der Titel dieses Eintrages geht übrigens auf eine Anekdote zurück, die ein Zauberfreund an diesem Abend erzählte: Er sei bei einer Vorstellung von Hans Klok gewesen und der habe einen Elefanten verschwinden lassen – der habe aber so gestunken, dass man schon irgendwie ahnen konnte, dass das Tier „da noch irgendwo“ gewesen sei. Also kann auch Hans Klok gar nicht wirktlich zaubern …

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Drei-Fünftel reichen auch

(4. März 2023) Normalerweise treten wir zu fünft an: Vier Zauberfreundinnen oder Zauberfreunde, die jeweils 15, vielleicht 20 Minuten ein Programm zeigen, eine Zauberfreundin oder Zauberfreund, der durch’s Programm führt. Nun sehen Sie auf dem Bild aber nur drei Menschen und damit das gesamte Personal des Abends. Unser Moderator ist uns eine Woche vor dem Event von der Fahne gegangen: Er war vom Zauberkongress aus Blackpool in England mit vielen Inspirationen und CoVid19 wiedergekommen, ein weiterer Zauberfreund mußte leider noch am Tage der Veranstaltung mittags krankheitsbedingt absagen. Der Organisator des Abends – auch der Verfasser dieser Zeilen – erlitt ein 10-Minuten-Gehirnaneurysma, erholte sich aber soweit, dass er mit Unterstützung der anderen beiden Zauberfreunde (Amedeo Velluso und Freddy Thau) den Abend so umorganisieren konnte, dass das volle Programm gespielt werden konnte.

Legt man die Anzahl der Gäste zugrunde und die Summe der Spenden, die sie hinterlassen haben, dann muss der Abend sogar ganz gut verlaufen sein. Das bedeutet nicht, dass wir die nächste Mikromagica am 20.5. auch unter diesen Umständen spielen wollen, aber es zeigt, dass wir es schaffen „durchzuziehen“, auch wenn die Umstände mal nicht perfekt sind.

Ich freue mich im Übrigen berichten zu können, dass beide erkrankten Zauberfreude wieder gesundet sind und ihre Umgebung auch schon wieder mit Kartentricks nerv … äähh … unterhalten.

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Zauberkellner statt Privatdetektiv

(27. Februar 2023) „Seminar“ hört sich immer so’n bischen an wie Priesterausbildung oder Germanistikstudium. Bei den Zauberern des Magischen Zirkels bezeichnet es eine Veranstaltung, bei der ein profilierter Zauberfreund allen anderen Zauberfreunden Kunststücke aus seinem Repertoire zeigt – und erklärt. Es handelt sich also in der Tat auch um eine Bildungsveranstaltung, wenn der Zauberfreund Peter Gunns uns näherbringt, was für ihn den Unterhaltungswert unserer Kunst ausmacht. Er hat sich viele Gedanken dazu gemacht, wie er möglichst viele Zuschauer in seine Nummern einbeziehen kann, wie er mit Körpersprache Spannung und Fokus erzeugt – und wieder löst – wie er mit dem Wechsel zwischen Hochdeutsch und Dialekt zwischen klarer Anweisung und lustiger Bemerkung wechseln kann. Techniken, die es erfordern, sich 20 Jahre in mönchischer Einsamkeit mit nichts anderem als eben dieser Technik zu beschäftigen, sind Peter Gunns Sache nicht: Es muss funktionieren, auch auf Armeslänge für seine Sitznachbarn am Tisch, an dem er seine close-up-Zauberei zeigt.

Das Lachen seiner Zuschauer ist Peter Gunn so wichtig, dass er seine Künste kostenlos anbietet – wenn kein Zuschauer gelacht hat: Unvorstellbar, dass er diese Wette irgendwo mal verliert.