Ist es ethisch in Ordnung, Mentalkunststücke – Gedankenlesen, Vorhersagen, Psychokinese und ähnliches – als echte Demonstrationen übersinnlicher Fähigkeiten zu präsentieren? Darf man es als Künstler wenigstens offen- und damit den Zuschauern überlassen, den Grad der „Echtheit“ der Vorführung zu bestimmen?
Das sind für Zauberer keine trivialen Fragen, heißt es doch in der Satzung des Magischen Zirkels von Deutschland; „Der MZvD distanziert sich grundsätzlich von Aberglauben und Okkultismus und beobachtet sogenannte parapsychologische Phänomene mit äußerster Kritik. Daher erwartet er, dass auch bei Darbietungen, die okkultistische Vorgänge nachahmen, der Eindruck vermieden wird, als bediene sich der Vorführende allen Ernstes übernatürlicher Kräfte oder übersinnlicher Wahrnehmungen.“
Der Ortszirkel Frankfurt diskutiert diese Fragen und die erste These lautet: So lange es als Bestandteil einer Inzenierung auf der Bühne erkennbar ist, ist alles in Ordnung. Wenn nun aber ein Mentalist auf der Bühne, als Bestandteil seiner Inszenierung einem Zuschauer Botschaften von der verstorbenen Großmutter übermittelt? Oder falsche psychologische Phänomene zur Erklärung seiner Effekte heranzieht und in der Pause Selbsthilfebücher zu diesem Thema verkauft? So einfach ist es also nicht.
Da keiner der Anwesenden die Gedanken der anderen lesen konnte, musste die nächste These mündlich geäußert werden: Problematisch werde es dann, wenn mit den Hoffnungen und Ängsten der Zuschauer gespielt werde. Aber macht nicht grade die Ungewissheit Mentalsimus so stark: Könnte nicht doch „was dran sein“? Ist das keine Hoffnung? So berichten einige Andwesende dann auch davon, dass selbst die explizite Ansage, es handele sich „nur um Tricks“ manche Zuschauer nicht daran hindert, nach der Show mit dem Künstler zu sprechen und Andeutungen zu machen: Man wisse ja, dass der Künstler auf der Bühne behaupten müsse, nicht über übernatürliche Fähigkeiten zu verfügen, aber …
Und so lautet der Beschluss des Abends: Es kommt darauf an …