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Gedanken zum Gedankenlesen

Ist es ethisch in Ordnung, Mentalkunststücke – Gedankenlesen, Vorhersagen, Psychokinese und ähnliches – als echte Demonstrationen übersinnlicher Fähigkeiten zu präsentieren? Darf man es als Künstler wenigstens offen- und damit den Zuschauern überlassen, den Grad der „Echtheit“ der Vorführung zu bestimmen?
Das sind für Zauberer keine trivialen Fragen, heißt es doch in der Satzung des Magischen Zirkels von Deutschland; „Der MZvD distanziert sich grundsätzlich von Aberglauben und Okkultismus und beobachtet sogenannte parapsychologische Phänomene mit äußerster Kritik. Daher erwartet er, dass auch bei Darbietungen, die okkultistische Vorgänge nachahmen, der Eindruck vermieden wird, als bediene sich der Vorführende allen Ernstes übernatürlicher Kräfte oder übersinnlicher Wahrnehmungen.“

Der Ortszirkel Frankfurt diskutiert diese Fragen und die erste These lautet: So lange es als Bestandteil einer Inzenierung auf der Bühne erkennbar ist, ist alles in Ordnung. Wenn nun aber ein Mentalist auf der Bühne, als Bestandteil seiner Inszenierung einem Zuschauer Botschaften von der verstorbenen Großmutter übermittelt? Oder falsche psychologische Phänomene zur Erklärung seiner Effekte heranzieht und in der Pause Selbsthilfebücher zu diesem Thema verkauft? So einfach ist es also nicht.

Da keiner der Anwesenden die Gedanken der anderen lesen konnte, musste die nächste These mündlich geäußert werden: Problematisch werde es dann, wenn mit den Hoffnungen und Ängsten der Zuschauer gespielt werde. Aber macht nicht grade die Ungewissheit Mentalsimus so stark: Könnte nicht doch „was dran sein“? Ist das keine Hoffnung? So berichten einige Andwesende dann auch davon, dass selbst die explizite Ansage, es handele sich „nur um Tricks“ manche Zuschauer nicht daran hindert, nach der Show mit dem Künstler zu sprechen und Andeutungen zu machen: Man wisse ja, dass der Künstler auf der Bühne behaupten müsse, nicht über übernatürliche Fähigkeiten zu verfügen, aber …

Und so lautet der Beschluss des Abends: Es kommt darauf an …

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Der verschwundene Elefant hat gestunken

(20. März 2023) Wenn Sie jemanden begegnen, der angibt als Hobby Aquarelle zu malen, bitten Sie den, Ihnen mal eben schnell eine Stadtansicht von San Gimignano zu malen? Bitten Sie jemanden, der von sich sagt, er spiele Tischtennis, Ihnen mal schnell ein paar Bälle um die Ohren zu hauen? Wohl eher nicht. Wer sich als Zauberer zu erkennen gibt (oder als solcher geoutet wird), wird aber gerne mal gefragt, ob er denn nicht mal ’nen Trick zeigen könne. Es stellt sich vorderhand die Frage: Will ich das überhaupt? Vielleicht sind die Bedingungen nicht richtig, vielleicht interessiert sich nur der Frager für Zauberei, der Rest der Gruppe aber nicht, vielleicht entspricht es nicht dem eigenen künstlerischen Anspruch, „irgendwas rauszuhauen“. Alles gute Gründe, nicht auf die Schnelle zu zaubern.

Wenn man es aber doch tun möchte – es gibt auch gute Gründe dafür – ist die Frage mit welchen Requisiten? Nimmt man Dinge, die zur Hand sind, nennt man das impromptu-Zauberei, hat man spezielle Requisiten dabei, heißt das neuerdings every-day-carry (EDC). Darüber haben sich die Zauberinnen und Zauberer des Ortszirkels Frankfurt vor Kurzen ausgetauscht. Hat jeder immer was dabei? Was? Wieviel? Wo und wann kommt das zum Einsatz? Dabei stellte sich heraus, dass jeder seinen/ihren eigenen Zugang zu dem Thema hat: Von „Mache ich grundsätzlich nicht.“ bis „Nutze viele Gelegenheiten, um Sachen zu probieren.“ war alles dabei. Der eine hat gar nichts dabei, die andere schleppt immer eine kleine Tasche mit Requisiten mit, um notfalls eine halbe Stunde Programm ad hoc spielen zu können.

Ein einendes Motiv war aber, dass viele Zauberfreunde, wenn sie denn überhaupt spontan einen oder mehrere Kusntstücke zeigen, den oder die interessierten Menschen auf die Seite nehmen, einerseits um sich bestmögliche Bedingungen zu verschaffen (am Tisch, im Licht, mit etwas Abstand, …), andererseits um nur diejenigen im Publikum zu haben, die es wirklich interessiert – und nicht diejenigen, die nur dabeigestanden haben, ohne dass sie Zauberei wirklich interessiert.

Der Titel dieses Eintrages geht übrigens auf eine Anekdote zurück, die ein Zauberfreund an diesem Abend erzählte: Er sei bei einer Vorstellung von Hans Klok gewesen und der habe einen Elefanten verschwinden lassen – der habe aber so gestunken, dass man schon irgendwie ahnen konnte, dass das Tier „da noch irgendwo“ gewesen sei. Also kann auch Hans Klok gar nicht wirktlich zaubern …