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3 = 5

(27. März 2025) Die AutoUnion, ein in Audi aufgegangener Autohersteller, verkaufte in den Jahre 1955 – 1959 das Modell DKW F 93/94 und bewarb es mit dem Slogan „3 = 6“. Damit sollte gesagt sein, dass der klassische 3-Zylinder-2-Takt-Motor genauso laufruhig und leistungsfähig sei, wie ein 6-Zylinder-4-Takt-Motor (Massekräfte zweiter Ordnung und so …). Das war selbstverständlich genauso übertrieben, wie es übertrieben wäre, zu sagen, dass unser Auftritt in der JVA Weiterstadt mit den drei Zauberfreunden, die wir waren, genauso gut war, wie er gewesen wäre mit den fünf Zauberfreunden, die ursprünglich geplant waren. Aber et‘ is‘ wie et‘ is‘: Menschen kommen unabweisliche Dinge dazwischen, Menschen werden krank. Also waren Andreas Frank, Alex Morgenthau und Karsten Meyerhoff nur zu Dritt: Okay, jeder spielt eine Nummer mehr, basst scho‘.

Wieviel besser unser Auftritt auch immer hätte sein können mit den ursprünglichen fünf Musketieren: Das Publikum war erneut ein Traum (vergleiche zum Beispiel hier)! Man ist willens, sich unterhalten zu lassen, man geht mit, man klatscht und lacht. Ja, natürlich trägt der Fokus auf den Zauberer zum Gelingen bei: Kein Service, der mal eben mitten in’s Becherspiel den Nachtisch aufträgt und auch kein betrunkener Onkel zweiten Grades, der glaubt zum Programm beitragen zu müssen.

Und auch das muss einfach noch mal gesagt sein: Wir werden erneut von allen Bediensteten sehr freundlich und zuvorkommend behandelt – und es stehen Getränke und Snacks bereit! Das ist wirklich ungewöhnlich gastfreundlich.

Und am Schluss verabschiedet uns die Leiterin der JVA, Jutta Staudt-Treber, mit den Worten: „Tschüss bis zum nächsten Mal.“ – und das ist unglaublich sympathisch, denn es zeigt, dass wir „zur Familie“ gehören – und das nach grade mal zwei Auftritten.

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Vier Magier im Gefängnis

Geht es um Zauberkünstler und Haftanstalten, dann dreht sich schnell alles darum, wie man trickreich dem Arrest entkommt. Harry Houdini etwa befreite sich bereits 1906 aus der Todeszelle des Staatsgefängnisses von Washington. Und David Copperfield flüchtete 1987 aus dem Insel-Gefängnis Alcatraz in der Bucht von San Francisco.

Es soll aber auch vorkommen, dass Magier Gefängnisse aufsuchen, ohne sich aus ihnen befreien zu wollen (oder andere, wie dann gern auch gespaßt wird). In diesem Fall zog es vier Mitglieder des Ortszirkels Frankfurt am 11. Juli 2024 in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Darmstadt – Fritz-Bauer-Haus. Als größte Strafanstalt in Südhessen dient sie dem Vollzug von Freiheitsstrafen für erwachsene Männer. Das Ziel der Zauberer: Im Rahmen des Veranstaltungskonzepts „Kultur hinter Mauern“ die Zusammenarbeit von Ortszirkel und JVA wiederzubeleben, die kurz vor der Corona-Pandemie begonnen hatte.

Das einstündige Programm eröffnet Lennard Fabricius als eleganter Jung-Zauberer, es folgte Holger Ludwig im Straßenzauberer-Stil und Lukas Kempf. Durch das Programm führte Stephan Skora.

Für die Auftretenden war die Show in Darmstadt eine ebenso ungewöhnliche wie unvergessliche Erfahrung, nicht zuletzt, weil die Show in vielen Details an die speziellen Gegebenheiten in einer Justizvollzugsanstalt angepasst werden musste. Scheren und Messer etwa waren als Requisiten tabu und vor der Show wurde jeder Künstler einer Unbedenklichkeitsüberprüfung unterzogen. Das Resultat war aber jeden Aufwand wert: Das Willkommen war ungeheuer freundlich, das rund 50-köpfige Publikum mehr als dankbar und die Stimmung famos. „Alles lief respektvoll und ruhig ab und von den Gesichtern der Zuschauer war fast schon kindliche Freude abzulesen“, resümierte JVA-Pädagoge Manuel Knopp, „alle haben sich sehr wertgeschätzt gefühlt und waren dankbar für einen kurzweiligen Abend. Der Termin war viel zu schnell vorbei!“ Das fand übrigens auch das Magier-Quartett vom Ortszirkel Frankfurt und war sich einig: Dieses Engagement muss fortgesetzt werden.

(Dieser Artikel wurde verfasst von Stephan M. Hübner.)