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Heiße Veranstaltung

Es war heiß. Es war so heiß, dass selbst die Kohlen auf’m Grill gesagt haben: „Echt jetzt? Bei der Hitze?“ und das Kaffeewasser wollte wieder zurück in die Leitung. Egal, wir haben das Sommerfest durchgezogen. Und das war sehr schön weil es sehr entspannt war. Man sitzt beisammen, der Eine oder Andere packt ein Kartenspiel aus, es werden Techniken ausgetauscht, es wird viel getrunken – kein Alkohol. Und der Chef grillt und das macht er gut, denn er packt nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ auf’s Rost, also Steaks und Würste und sowas, sondern auch Blumenkohl und rote Beete und das findet reißenden Absatz – und mit was? Mit Recht!

So am mittleren Nachmittag finden ein paar Kleingärtner den Weg zu uns, denn wir hatten Ihnen angeboten, für sie zu zaubern. Das haben wir dann getan und ich hatte das Gefühl, dass mancher sich gesagt hat: „Ahh, das machen die komischen Leute immer Montags hier: Ist ja ganz unterhaltsam!“. À propos Kleingartenverein: Die hatten uns die Kühlschränke mit Getränken vollgeräumt, den Grill vorbereitet und dem Grillmeister den Schirm hingestellt. Dafür sind wir Ihnen sehr zu Dank verpflichtet!

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Zauberei dreimal anders

(23. Mai 2025) Wir veranstalten als Magischer Zirkel Frankfurt das ganze Jahr über verschiedene öffentliche Shows, etwa die Makromagica in Groß Gerau oder die Mikromagica in Oberursel. Während wir in Groß Gerau eine Bühnenshow mit mehreren Auftritten zeigen, wird es in Oberursel viel intimer. Hier können die Zuschauer den Zauberern direkt auf die Finger schauen, sie sitzen nur eine Armlänge vom Geschehen entfernt. Als Zauberer – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – macht das sehr viel Spaß. Als Zuschauer – das kann ich ebenso aus eigener Erfahrung sagen – ebenfalls. Nicht nur, weil man so nah dran ist und dadurch Zauberei einmal ganz anders erleben kann. So ein Abend zeigt nämlich auch ganz wunderbar, wie unterschiedlich und vielfältig Zauberei sein kann. An diesem Mittwoch sind Karsten Meyerhoff, Tatto Ota und Ruo Yue Dai im Kulturcafé Windrose aufgetreten, jeder mit einer etwa 20-minütigen Show. Von der wohl kleinsten Groß-Illusion der Welt über wandernde Spielkarten bis zu einem Münzen-essenden Haustier hat das Oberurseler Publikum einiges zu sehen bekommen, und dabei auch drei unterschiedliche Typen kennengelernt. Denn bei der Zauberei ist es wie bei jeder anderen Kunst – es hängt am Künstler, der mit seiner Persönlichkeit und seinem Stil die Tricks erst zum Leben erweckt. Wenn Sie das auch erleben wollen: Wir freuen uns, wenn Sie beim nächsten Mal dabei sind! Alle öffentlichen Shows des Magischen Zirkels Frankfurt sowie jede Menge andere Zauber-Shows in der Region finden Sie als Übersicht in den Terminen.

Zum Abschluss geht ein großes Dankeschön an das Oberurseler Publikum, das Kulturcafé Windrose und den Verein Kunstgriff, dass sie uns wieder so toll aufgenommen haben!

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Zettelwirtschaft oder „paper economy“

(23. Mai 2025) Zauberer lieben Anglizismen. Aus einem Kartenspiel wird ein „Deck“, eine geheime Bewegung ist ein „Move“ und ein einfacher Zettel ist eben ein „Billet“. Und was man mit Billets alles machen kann, war Thema unseres letzten Zirkelabends, den wir aufgrund des guten Wetter kurzerhand nach draußen verlegten.

Unser Mitglied und ausgewiesener Experte im Bereich Billet-Magic Alex Morgenthau hatte einen schönen und kurzweiligen Abend zusammengestellt. Statt öder Theorie wurde es direkt praktisch. Alex führte Routinen aus seinem Programm und neue Ideen vor. Die Erklärungen waren verbunden mit vielen praktischen Tipps aus seiner Vorführerfahrung. Es ging um das richtige Papier und die passenden Stifte, um geheime Moves und den cleveren Aufbau von Routinen. Alles durfte selber ausprobiert werden und Alex stand auch nach Ende seines Vortrags noch für Fragen zur Verfügung.

Es ist toll zu sehen, wenn Mitglieder aktiv werden und einen solchen Abend gestalten, um uns an ihrem Wissen teilhaben zu lassen. Jeder der anwesenden Zauberkollegen hat an diesem Abend was dazu gelernt. Kurz gesagt: Die lecture war nice!

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Haarspalterei

(7. April 2025) Ich würde es so gerne sagen, aber ich darf nicht! Ich darf nicht sagen, was wir an diesem Zirkelabend gemacht haben, denn das wäre Trickverrat und das ist ja aus guten Gründen beim Magischen Zirkel „Bäh!“. Gebastelt haben wir, soviel kann man vielleicht schon sagen, und dass es eine total nerdige Angelegenheit war. Angeleitet hat uns unser Anwärter Lennard Fabricius: In Bezug auf das Fachgebiet das er sich erwählt ist der Mann alles, nur kein Anwärter! Lennard hat uns sehr kundig und sehr engagiert durch das Thema geleitet und uns vor allem anderen „ans Arbeiten“ gebracht. Jeder Schritt seiner Erläuterungen wurde von einer Übung begleitet, die jeder von uns Teilnehmern sofort ausprobieren konnte. Und es gab sofortige Erfolgserlebnisse! Wir haben beieinander gesessen und uns wie die Schneekönige über unsere Heimwerkerergebnisse gefreut. Wie gesagt: Total nerdig …

Im Angesichte dessen, dass muss ich leider so klar sagen, war die geringe Beteiligung an dem Abend eine Schande!

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3 = 5

(27. März 2025) Die AutoUnion, ein in Audi aufgegangener Autohersteller, verkaufte in den Jahre 1955 – 1959 das Modell DKW F 93/94 und bewarb es mit dem Slogan „3 = 6“. Damit sollte gesagt sein, dass der klassische 3-Zylinder-2-Takt-Motor genauso laufruhig und leistungsfähig sei, wie ein 6-Zylinder-4-Takt-Motor (Massekräfte zweiter Ordnung und so …). Das war selbstverständlich genauso übertrieben, wie es übertrieben wäre, zu sagen, dass unser Auftritt in der JVA Weiterstadt mit den drei Zauberfreunden, die wir waren, genauso gut war, wie er gewesen wäre mit den fünf Zauberfreunden, die ursprünglich geplant waren. Aber et‘ is‘ wie et‘ is‘: Menschen kommen unabweisliche Dinge dazwischen, Menschen werden krank. Also waren Andreas Frank, Alex Morgenthau und Karsten Meyerhoff nur zu Dritt: Okay, jeder spielt eine Nummer mehr, basst scho‘.

Wieviel besser unser Auftritt auch immer hätte sein können mit den ursprünglichen fünf Musketieren: Das Publikum war erneut ein Traum (vergleiche zum Beispiel hier)! Man ist willens, sich unterhalten zu lassen, man geht mit, man klatscht und lacht. Ja, natürlich trägt der Fokus auf den Zauberer zum Gelingen bei: Kein Service, der mal eben mitten in’s Becherspiel den Nachtisch aufträgt und auch kein betrunkener Onkel zweiten Grades, der glaubt zum Programm beitragen zu müssen.

Und auch das muss einfach noch mal gesagt sein: Wir werden erneut von allen Bediensteten sehr freundlich und zuvorkommend behandelt – und es stehen Getränke und Snacks bereit! Das ist wirklich ungewöhnlich gastfreundlich.

Und am Schluss verabschiedet uns die Leiterin der JVA, Jutta Staudt-Treber, mit den Worten: „Tschüss bis zum nächsten Mal.“ – und das ist unglaublich sympathisch, denn es zeigt, dass wir „zur Familie“ gehören – und das nach grade mal zwei Auftritten.

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Recycling

(17. März 2025) Erst sah’s ja nicht so aus, dann aber doch. Erst war der Saal ein wenig leer, aber dann kamen sie doch in größerer Zahl, die Zauberfreunde, die an der Versteigerung teilhaben wollten. Was wurde versteigert? Naja, einige Zauberfreunde haben das angeboten, was wir alle im Schrank liegen haben, tief unten: Die Zaubersensationen vergangener Jahre, die Effekte, die man nie vorgeführt hat, weil sie doch nicht zum eigenen Repertoire gepasst haben oder die Requisiten doch nicht so traumschön aussahen – oder es dann doch eher ein Spielzeug war (das solls’s ja geben) …

Es waren aber auch ein, zwei absolute Schätze dabei wie zum Beispiel das häufig gesuchte, aber nicht mehr aufgelegte Buch „New Wave Close-Up“ von Thomas Hierling, für das man antiquarisch schon mal ein Vermögen ausgibt oder einen sehr alten Effekt vom Hersteller Collectors Workshop.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es wird ein schöner Abend (an dem auch tatsächlich gesteigert wird!) an dem die meisten ihren Spaß haben.

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Das Glück des Tüchtigen

(26. Februar 2025) Wir hatten Glück, vielleicht das Glück des Tüchtigen, aber Glück ganz sicher. Glück nämlich mit den Spielorten der Mikromagica und den Betreibern derselben, dem Kulturcafé Groß-Gerau einerseits und dem Kulturcafé Windrose und dem Verein Kunstgriff in Oberursel andererseits. Die haben sich nämlich unsere Vorschläge für die Veranstaltung angehört und gesagt: „Joa, macht mal …“. Die Ergebnisse kann man hier und hier nachlesen. Alle drei Vereine haben uns sehr unterstützt und dafür gebührt ihnen unser Dank!

Das Glück des Tüchtigen können wir vielleicht für uns in Anspruch nehmen, weil wir natürlich viel daran gearbeitet haben, den Vertrauensvorschuss zu rechtfertigen – niemand, der nicht selber mal so eine Veranstaltung organisiert hat, hat eine Vorstellung davon, wie viele Stunden Vorbereitung in einer Stunde Vorstellung stecken. Auch die Mikromagica in Oberursel, über die hier zu berichten ist, hat Arbeit gemacht, ’ne Menge Arbeit. Aber das Orscheler (Oberurseler Selbstbezeichnung) Publikum vergoldet einem diese Arbeit wirklich: Meine Herren, haben die eine Lust, sich unterhalten zu lassen! À propos „Herren“: Das Publikum besteht zu 95% aus Damen, aber in Bezug auf die Unterhaltungswütigkeit unterscheiden sich die Geschlechter nicht. Es wird mitgemacht, gelacht, reingerufen, sich hinterher bedankt und es wird geklatscht: Viel und an den richtigen Stellen. Und am späteren Abend, wenn alles wieder abgebaut und die Requisiten wieder verstaut sind, wenn man mit einem Bierchen wieder im heimischen Sofa sitzt, denkt man: „$ch€|sse, was für ein geiler Abend!“

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Hiersinddiedieimmerhiersind

(20. Januar 2025) Die Hauptversammlung: Das Graubrot des Vereinswesens. Aber hilft ja nix: Als eingetragener Verein hat man einmal im Jahr eine Hauptversammlung zu machen, nicht zuletzt weil der Vorstand den Mitgliedern schon mal nachweisen sollte, wo denn ihr Geld geblieben ist. Und es gibt ja auch immer mal wieder was kundzutun, wie zum Beispiel, dass die beiden zurückhaltenden, distinguierten Herren im Titelbild dem Ortszirkel bereits 25 Jahre angehören.

Mit dieser Hauptversammlung, wenn wir mal ein wenig ernster reden, nehmen wir nach 23 Jahren Abschied von unserem nunmehr „alten“ Zirkellokal in der Offenbacher Landstraße in Frankfurt: Ein Wassereinbruch in der benachbarten Garage und nachfolgend ein Schimmelschaden hatten es nötig gemacht, sich nach einer neuen Lokalität umzuschauen (hier findet sich die Anfahrtsbeschreibung unseres neuen Veranstaltungsortes). Unserem Gastgeber am alten Orte, Manfred Geiss, schulden wir Dank dafür, den Raum immer für uns hergerichtet und ihn in Schuß gehalten zu haben.

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Der besondere Auftritt

(21. November 2024) Mancher Auftritte erinnert man sich noch lange, weil sie so schrecklich waren, weil die zu Unterhaltenden sich lieber unterhalten hätten, oder weil sie betrunken waren oder aus irgendeinem anderen Grunde einfach keine Lust auf Zauberei hatten. Von meinem all time favorit berichtet ein Zauberfreund, der für eine Firmenfeier engagiert wurde und der vom Chef mit den Worten vorgestellt wurde: „Der Firma geht’s schlecht, wir werden viele von Euch entlassen müssen – aber jetzt kommt erst mal der Zauberer …“.

Manche Auftritte sind aber auch denkwürdig, weil sie so viel Spaß gemacht haben und einfach „besonders“ waren. Alex Morgenthau, Sebastian Haug, Harry Keaton und ich, Karsten Meyerhoff, in der JVA Weiterstadt, das war so ein besonderer, denkwürdiger Auftritt. Er beginnt damit, dass wir zu Dritt im Bühnenkostüm vor der Pforte stehen, auf den vierten Künstler warten und ein Kordon von Polizeifahrzeugen in die Sicherheitsschleuse einzufahren im Begriffe ist. Einem der Fahrzeuge entsteigen Polizisten, die aussehen, wie in einem Thriller: Schwarz gekleidet, Sturmhauben, schusssichere Westen und die Maschinenpistolen im Anschlag. Wer bis jetzt noch nicht so genau gewusst haben sollte, wo er sich befindet: Jetzt weiß er’s.

Man ist unglaublich freundlich und zuvorkommend zu uns, fragt ob wir den Raum lieber so oder anders eingerichtet hätten und es stehen Getränke und ein kleiner Snack bereit. Der Raum ist super: Groß und hell, es gibt eine Bühne mit Licht- und Tontechnik und Vorhang und allem Drum und Dran – die Bühne benutzen wir aber nicht, sondern stehen lieber davor, um noch ein wenig näher am ca. 50 Häupter zählenden Publikum zu sein.

Das Publikum: Man kann sich kein enthusiastischeres solches vorstellen, man kann sich kein Publikum wünschen, das mehr mitgeht, mehr Anteil nimmt. Das geht so weit, dass ein-, zweimal darum gebeten wird, der Künstler möge doch etwas mehr in die Mitte treten, damit man besser sehen könne. Das ist ehrlich gesagt ziemlich großartig! Die Atmosphäre ist entspannt und gelöst, es wird applaudiert und gelacht dass es eine Art hat, es wird überaus freundlich geheckelt und reingerufen, wo denn der Hase bleibe. Ganz ehrlich: Wenn ich mir ein Publikum backen könnte, so würde es aussehen! Und wie immer unter solchen Umständen ist alles viel zu schnell vorbei.

Unser besonderer Dank gilt allen Bediensteten der JVA Weiterstadt, die diesen Auftritt möglich gemacht und ihn begleitet haben: Wir haben uns sehr wohl  und sehr willkommen gefühlt!

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Roys Rollläden

(18. November 2024) Die Zauberliteratur ist voll von unentdeckten Schätzen – eigentlich ist jeder Effekt, der nicht in den 20 einschlägig bekannten Büchern der kanonischen Zauberliteratur zu finden ist, ein hidden gem. Es steht zu vermuten, dass die Masse der Zauberer sie nicht kennt – und das Publikum demzufolge auch nicht. Aber klar: Unter all den in kleiner Auflage gedruckten Büchern gibt es die in noch kleinerer Auflage gedruckten – und nicht jeder Effekt, der in einem Buch veröffentlich ist, ist ein Schatz.

Darüber haben wir uns bei unserem Zirkelabend unterhalten und dabei ermittelt, dass der Ausdruck hidden gem neben der üblichen Bedeutung (vergessenes, unterschätztes Kunststück) eine weitere haben kann: Ein Zauberfreund wies auf einen Zaubereffekt hin, der in einem sehr, sehr langen Vorwort eines Buches verborgen sei; eben nur demjenigen zugänglich, der das Buch gewissenhaft von der ersten bis zur letzten Zeile liest.

In älteren Büchern, so stellte das Auditorium fest, sind manche Schätze auch deshalb vergessen, weil sie Requisiten benötigen, die nicht mehr ohne weiteres erhältlich sind (wer hat heutzutage schon noch eine dieser kleinen schwarzen Plastikdosen, in denen weiland analoge Filme verkauft wurden?) oder weil Chemikalien verwendet wurden, die man heutzutage nicht mehr so gerne freisetzt (ein bekannter Effekt verwendet unter anderem das hoch-giftige Quecksilber-Chlorid zur Erzeugung von Wärme und Rauch/Dampf).

P.S.: Das Titelbild dieses Beitrages zeigt übrigens ein Buch, in dem Las-Vegas-Berühmtheiten ihre Lieblingsrezepte auflisten. Ein deutschsprachiger Lektor hätte vielleicht geholfen …