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Der verschwundene Elefant hat gestunken

(20. März 2023) Wenn Sie jemanden begegnen, der angibt als Hobby Aquarelle zu malen, bitten Sie den, Ihnen mal eben schnell eine Stadtansicht von San Gimignano zu malen? Bitten Sie jemanden, der von sich sagt, er spiele Tischtennis, Ihnen mal schnell ein paar Bälle um die Ohren zu hauen? Wohl eher nicht. Wer sich als Zauberer zu erkennen gibt (oder als solcher geoutet wird), wird aber gerne mal gefragt, ob er denn nicht mal ’nen Trick zeigen könne. Es stellt sich vorderhand die Frage: Will ich das überhaupt? Vielleicht sind die Bedingungen nicht richtig, vielleicht interessiert sich nur der Frager für Zauberei, der Rest der Gruppe aber nicht, vielleicht entspricht es nicht dem eigenen künstlerischen Anspruch, „irgendwas rauszuhauen“. Alles gute Gründe, nicht auf die Schnelle zu zaubern.

Wenn man es aber doch tun möchte – es gibt auch gute Gründe dafür – ist die Frage mit welchen Requisiten? Nimmt man Dinge, die zur Hand sind, nennt man das impromptu-Zauberei, hat man spezielle Requisiten dabei, heißt das neuerdings every-day-carry (EDC). Darüber haben sich die Zauberinnen und Zauberer des Ortszirkels Frankfurt vor Kurzen ausgetauscht. Hat jeder immer was dabei? Was? Wieviel? Wo und wann kommt das zum Einsatz? Dabei stellte sich heraus, dass jeder seinen/ihren eigenen Zugang zu dem Thema hat: Von „Mache ich grundsätzlich nicht.“ bis „Nutze viele Gelegenheiten, um Sachen zu probieren.“ war alles dabei. Der eine hat gar nichts dabei, die andere schleppt immer eine kleine Tasche mit Requisiten mit, um notfalls eine halbe Stunde Programm ad hoc spielen zu können.

Ein einendes Motiv war aber, dass viele Zauberfreunde, wenn sie denn überhaupt spontan einen oder mehrere Kusntstücke zeigen, den oder die interessierten Menschen auf die Seite nehmen, einerseits um sich bestmögliche Bedingungen zu verschaffen (am Tisch, im Licht, mit etwas Abstand, …), andererseits um nur diejenigen im Publikum zu haben, die es wirklich interessiert – und nicht diejenigen, die nur dabeigestanden haben, ohne dass sie Zauberei wirklich interessiert.

Der Titel dieses Eintrages geht übrigens auf eine Anekdote zurück, die ein Zauberfreund an diesem Abend erzählte: Er sei bei einer Vorstellung von Hans Klok gewesen und der habe einen Elefanten verschwinden lassen – der habe aber so gestunken, dass man schon irgendwie ahnen konnte, dass das Tier „da noch irgendwo“ gewesen sei. Also kann auch Hans Klok gar nicht wirktlich zaubern …

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Drei-Fünftel reichen auch

(4. März 2023) Normalerweise treten wir zu fünft an: Vier Zauberfreundinnen oder Zauberfreunde, die jeweils 15, vielleicht 20 Minuten ein Programm zeigen, eine Zauberfreundin oder Zauberfreund, der durch’s Programm führt. Nun sehen Sie auf dem Bild aber nur drei Menschen und damit das gesamte Personal des Abends. Unser Moderator ist uns eine Woche vor dem Event von der Fahne gegangen: Er war vom Zauberkongress aus Blackpool in England mit vielen Inspirationen und CoVid19 wiedergekommen, ein weiterer Zauberfreund mußte leider noch am Tage der Veranstaltung mittags krankheitsbedingt absagen. Der Organisator des Abends – auch der Verfasser dieser Zeilen – erlitt ein 10-Minuten-Gehirnaneurysma, erholte sich aber soweit, dass er mit Unterstützung der anderen beiden Zauberfreunde (Amedeo Velluso und Freddy Thau) den Abend so umorganisieren konnte, dass das volle Programm gespielt werden konnte.

Legt man die Anzahl der Gäste zugrunde und die Summe der Spenden, die sie hinterlassen haben, dann muss der Abend sogar ganz gut verlaufen sein. Das bedeutet nicht, dass wir die nächste Mikromagica am 20.5. auch unter diesen Umständen spielen wollen, aber es zeigt, dass wir es schaffen „durchzuziehen“, auch wenn die Umstände mal nicht perfekt sind.

Ich freue mich im Übrigen berichten zu können, dass beide erkrankten Zauberfreude wieder gesundet sind und ihre Umgebung auch schon wieder mit Kartentricks nerv … äähh … unterhalten.

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Zauberkellner statt Privatdetektiv

(27. Februar 2023) „Seminar“ hört sich immer so’n bischen an wie Priesterausbildung oder Germanistikstudium. Bei den Zauberern des Magischen Zirkels bezeichnet es eine Veranstaltung, bei der ein profilierter Zauberfreund allen anderen Zauberfreunden Kunststücke aus seinem Repertoire zeigt – und erklärt. Es handelt sich also in der Tat auch um eine Bildungsveranstaltung, wenn der Zauberfreund Peter Gunns uns näherbringt, was für ihn den Unterhaltungswert unserer Kunst ausmacht. Er hat sich viele Gedanken dazu gemacht, wie er möglichst viele Zuschauer in seine Nummern einbeziehen kann, wie er mit Körpersprache Spannung und Fokus erzeugt – und wieder löst – wie er mit dem Wechsel zwischen Hochdeutsch und Dialekt zwischen klarer Anweisung und lustiger Bemerkung wechseln kann. Techniken, die es erfordern, sich 20 Jahre in mönchischer Einsamkeit mit nichts anderem als eben dieser Technik zu beschäftigen, sind Peter Gunns Sache nicht: Es muss funktionieren, auch auf Armeslänge für seine Sitznachbarn am Tisch, an dem er seine close-up-Zauberei zeigt.

Das Lachen seiner Zuschauer ist Peter Gunn so wichtig, dass er seine Künste kostenlos anbietet – wenn kein Zuschauer gelacht hat: Unvorstellbar, dass er diese Wette irgendwo mal verliert.