blog-image

Aufnahmeprüfung? Aufnahmeprüfung!

(12. Dezember 2023) Wer Mitglied im Magischen Zirkel werden möchte, muss eine Aufnahmeprüfung bestehen. Als ich mit dem Zaubern angefangen und den Zirkel kennengelernt habe, hielt ich das für eine unsinnige Regelung: Als Neuling vor erfahrenen Zauberern auftreten? Die kennen doch eh alles! Und ob ich ernsthaftes Interesse mitbringe, kann man auch anders herausfinden. Wozu das alles? Mir kam das wie eine unnötige Hürde vor, die eher abschreckt. Aus der Zeit gefallen, fand ich damals. Nun liegt meine Prüfung hinter mir, und ich möchte sie eigentlich nicht missen.

Das liegt zum einen daran, dass mir ganz persönlich die Prüfung und die Vorbereitung darauf schlichtweg Spaß gemacht. Dazu muss man wissen, dass die Prüfung aus einem theoretischen Teil besteht – in dem man etwa Fragen zur Geschichte der Zauberkunst oder zu Tricktechniken beantwortet – sowie aus einem praktischen Teil, bei dem man vorzaubert.

Für mich war beides eine gute Möglichkeit, mich systematisch mit den verschiedenen Aspekten der Zauberkunst zu befassen, auch mit theoretischen oder historischen: Welche Künstler haben die Zauberei geprägt und warum? Was war früher anders? Und wie ist eigentlich die Geschichte des Vereins, dem du da beitreten willst? Zum Glück sind das Themen und Fragen, die mich sowieso interessieren. Wie tief ich in die einzelnen Bereiche dann abtauchen wollte, lag dann aber wieder ganz bei mir – eine Manipulationsnummer zum Beispiel schaue ich mir gerne an, das war es dann aber auch. Sich einmal aber zumindest etwas mit allem beschäftigt zu haben, fand ich dann doch ganz gut. Der praktische Teil bot dagegen die Möglichkeit, eine eigene kleine Show zu konzipieren – mit all den theoretischen Überlegungen im Hinterkopf, die ich bisher mitbekommen habe.

Ich persönlich könnte mir auch gut vorstellen, die Prüfungen individueller zu gestalten, indem man Schwerpunkte setzen kann: Wem es um das reine Zaubern geht, der zeigt ein längeres und anspruchsvolleres Programm. Wer Spaß an der Geschichte der Zauberkunst hat, bekommt hier mehr Raum. Aber auch dann bleibt es eine Prüfung, und ich kann immernoch jeden Verstehen, der die Idee einer Aufnahmeprüfung aus der Zeit gefallen findet. Niemand erschleicht sich mehr das Wissen um Trickgeheimnisse, in dem er an einem Abend unter der Woche in ein Vereinsheim geht. Vielleicht hilft ein anderer Blickwinkel: Wer mit dem Zaubern beginnt, kann Zeit seines Lebens Neues lernen. Das Feld ist unerschöpflich, und so eine Prüfung irgendwie ein schöner Meilenstein.

Foto: freepik.com

blog-image

Brasilianisches Flair in Oberrad

(23. November 2023) Zauberkunst ist sehr international, und das gehört mit zu den schönsten Dingen, wenn man tiefer in die Materie einsteigt: Die größten Namen der Szene können aus Spanien, Italien oder England kommen – oder eben von noch weiter weg: Bernardo Sedlacek (auf dem Foto in der Mitte) ist ein brasilianischer Zauberkünstler, der aktuell mit seinem Seminar durch Europa tourt und zum Abschluss seines Deutschland-Aufenthaltes bei uns zu Gast war.

Bernardo hat sich auf Kartenkunst spezialisiert – und das Wort „Kunst“ ist ganz bewusst gewählt, denn eine der Thesen von Bernardo Sedlacek: Wir sollten bei der Zauberei nicht von „Tricks“ sprechen. Das werte das Erlebnis und die Arbeit, die dahinter steckt, ab. Er selbst spreche immer gerne von einem Erlebnis, einem Effekt oder eben einfach von Magie. Das klingt im deutschen mitunter etwas eigenartig, scheint auf portugiesisch aber wunderbar zu klappen. Auch für alle, die als Zauberer nichts mit Spielkarten anfangen können (unverstellbar, aber wahr), hatte das Seminar vieles zu bieten. Es ging nicht in erster Linie um Kunststücke und Tricktechniken, sondern auch viel um Psychologie, die Rolle des Timings und die Lenkung der Aufmerksamkeit der Zuschauer. Zu dem Thema hatten wir dieses Jahr schon zwei andere Abende, was aber nur zeigt, wie elementar es ist.

Für mich ganz persönlich am beeindruckendsten waren aber die Freude und die Energie, die Bernardo Sedlacek ausgestrahlt und rübergebracht hat. Für ihn ging es danach weiter nach Italien, seine Anregungen und Ideen bleiben zum Glück hier.

blog-image

Wenn’s läuft, dann läuft’s!

(18. November 2023) „Mühe geben alleine reicht nicht!“ pflegte ein Kommilitone an der Uni zu sagen, wenn einem mal wieder was daneben gegangen war. Diese Erkenntnis ist so frustrierend, wie sie wahr ist (siehe zum Beispiel den Bericht von der Mikromagica in Obertshausen) So war ja zum Beispiel der letzten Mikromagica in Groß-Gerau der ihr gebührende Zuschauerandrang versagt geblieben (siehe hier), ohne dass wir uns das recht hatten erklären können – es mag seinerzeit der Abend zu spätsommerlich lau, der Rosé zu lecker gewesen sein …

Aber diesmal war die Hütte voll – und: Meine Herren, hatte die Leute Bock, sich Zauberei anzuschauen! Aber natürlich waren die Künstler des Abends Buenyamin Can, Alex Morgenthau, Tatto Ota und Stephan Skora auch alle super drauf und haben „geil abgeliefert“, das wird schon geholfen haben 😉

Wenn wir geglaubt hatten, mit der Mikromagica in Groß-Gerau in eine Sättigung gelaufen zu seiin, dann hat dieser Abend die Annahme glänzend widerlegt! Der das Kulturcafé in Groß-Gerau tragende Verein geht in seine übliche Winterpause von Januar bis März und also tut das auch die Mikromagica, aber danach geht es mit dem Fleiße wieder an dieselbe … Sache. Stay tuned!

blog-image

Das Elend des Vertriebs

(17. November 2023) Wer im Vertrieb arbeitet, kennt das Elend: Sein oder ihr Erfolg scheint ganz leicht messbar zu sein an Werten wie Auftragseingang, Umsatz, Neuvertragsvolumen oder vergleichbaren, miteinander verbundenen Werten. Ist das in Zeiten wirtschaftlicher Abschwünge oder im Angesichte von Sparprogrammen bei Kunden gerecht? Nein, aber es ist leicht zu messen …

Genauso leicht ist die Anzahl der Zuschauer einer Zaubershow zu messen – und genauso ungerecht ist es, ihre Qualität daran zu bemessen. Das mussten wir am zurückliegenden Freitag merken: Wir haben nämlich zum ersten Mal das neue, kleine Geschwister der Mikromagica gespielt, die „echte“ close-up Mikromagica in Obertshausen in der Waldschule. Dort haben wir das Konzept ein wenig modifiziert und wir spielen an drei Showstationen tatsächlich Mikromagie, mit den ganz kleinen Requisiten (Karten, Münzen, Würfel, …) und die Zuschauer sitzen auf Armeslänge davor. Sie sehen ein Programm an einer Station und gehen dann zur nächsten Station weiter – an der der Zauberer das gleiche Programm noch mal spielt, diesmal eben nur für das neue Publikum.

Die drei Zauberer, die diese erste Veranstaltung gespielt haben (Stefan Sprenger, Michael Dräger, Karsten Meyerhoff), hatten alle einen Mordsspaß: Das ist einfach toll, so nahe am Publikum zu sein, dass man jede Regung sieht und sofort darauf eingehen kann. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sehr wenig Publikum da war, gemessen am Aufwand, den wir getrieben haben, viel zu wenig. Die wenigen hatten zwar nach allem, was wir an Rückmeldungen bekommen haben, auch viel Spaß, aber zu wenig ist zu wenig …

Geben wir jetzt auf? Keinesfalls! Auch die „große“ Mikromagica in Groß-Gerau hat klein angefangen vor einem Jahr und das Durchhalten hat sich gelohnt (siehe neuester Bericht in diesem Blog)!

blog-image

Angebot und Nachfrage

(10. November 2023) Der gemeine Zauberer – also auch ich – denkt, er hat ein Angebot, mit dem er eine Nachfrage des Publikums nach Unterhaltung befriedigt und wenn er nur das Angebot hinreichend attraktiv macht, wird der Kunde schon zugreifen. Das ist falsch. Der Zuschauer hat ein Angebot das wir Zauberer nachfragen: Seine Zeit.

Unterhaltung ist heutzutage im Überfluss vorhanden und jederzeit für jeden überall verfügbar: Fernsehen linear und gestreamt, (a)soziale Medien, Katzenvideos, Kino, Oper, Theater, Sportveranstaltungen, Kabarett, Karnevalssitzungen (ja, es gibt Menschen, die davon unterhalten werden), Discos und Clubs, Museen, … Das Geld spielt dabei häufig genug keine Rolle, werden doch zum Beispiel esoterisch teure Popkonzerte binnen Sekunden nach Freischaltung der Ticketserver ausverkauft – vielleicht nicht die von Karl-Heinz, der Death Metal auf der Blockflöte ínterpretiert, aber die von einer ganzen Reihe von Stars und Sternchen schon.

Es ist die Zeit, die bei den Menschen knapp ist – und jede Minute kann nur „einmal ausgegeben werden“. Wir sollten uns also nicht fragen: „Warum kommen die Menschen nicht in unsere tolle Zaubervorstellung, wir haben uns doch so viel Mühe gegeben?“, sondern: „Die Menschen könnten an diesem Samstag-Abend Tausend andere Dinge tun, was müssen wir tun, damit sie ihre Zeit bei uns investieren, damit sie bei uns kaufen und nicht bei einem anderen Anbieter?“ Das ist natürlich nicht schön, nicht mehr der Vermieter einer begehrten Wohnung zu sein, sondern einer der sehr zahlreichen Bewerber um eine solche.

Was folgt daraus? Wir müssen uns klarer werden vor uns selbst, was unser Alleinstellungsmerkmal ist (der unique selling point im Marketingsprech): Was kann man nur bei uns erleben? Wie nachhaltig ist das Erlebnis für den Kunden? Wie vielen Verwandten und Kolleginnen und Kollegen kann er von der Zaubervorstellung erzählen? Wie ist das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu einem Restaurantbesuch, Kabarettabend, Besuch des Altstadtfestes, …? Wie erfährt er davon, dass er seine Zeit auch bei uns investieren kann?

P.S.: Ist die Situation wirklich knallhart so, wie hier geschildert? Nein, natürlich nicht, aber als Denkmodell vielleicht ganz hilfreich.

P.P.S.: Die Situation ist für Feuerschlucker, Ballondreher, Clowns, Puppenspieler und alle anderen darstellenden Künstler genauso. Selbst bildende Künstler sind nicht frei davon, denn an Malerei interessierte Menschen müssen sich erst mal die Zeit nehmen, in eine Galerie zu gehen.

blog-image

Speed dating mit Stripper

(06. November 2023) Jaja, das kann man im Magischen Zirkel in Frankfurt erleben! Na gut, „speed dating“ ist eine Gestaltungsform für einen Zirkelabend bei dem jeder Zauberer in kurzer Zeit viel feedback von anderen Zauberern zu einer Technik oder einem Effekt bekommt und Stripper bezieht sich auf ein Zauberrequisit – das zwar während des zurückliegenden Zirkelabends niemand verwendet hat, aber es passte so schön in die Überschrift …

Beim speed dating setzen sich jeweils zwei Zauberfreunde ca. 20 Minuten zusammen und zeigen sich jeweils „irgendwas“ womit sie ein Problem haben: Eine Technik, die einfach nicht gelingen will, ein Requisit das nicht richtig funktioniert, ein Effekt, dem ein guter Schluss fehlt. Das Gegenüber gibt seinen Senf dazu und dann werden die Rollen getauscht und nach Ablauf der Zeit wird die Zusammensetzung der Paarungen geändert und das Spiel beginnt von vorne. In so kurzer Zeit bekommt man sonst nicht so viele Rückmeldungen und so viele Ideen von verschiedenen Kollegen aus verschiedenen Blickwinkeln.

Am zurückliegenden Montag haben wir das zum wiederholten Male mit gutem Erfolg und bei gutem Besuch gemacht, was mir für die Veranstaltung zu sprechen scheint.

blog-image

Auf dass mein Haus voll werde

(29. Oktober 2023) Von vielen Zauberern meistgefürchtet Frage: „Treten Sie auch auf Kindergeburtstagen auf?“ Vielen Zauberern meistgestellte Fragen: „Wie lange machen Sie das schon?“ und „Wo lernt man denn sowas?“ Die ehrliche Antwort auf die letzte Frage ist: Aus Büchern, von Videos, von den Anleitungen gekaufter Effekte – und heutzutage zunehmend: Auf Youtube.

Der Ortszirkel Frankfurt hat immerhin noch das Anwärtertreffen beim Stefan Sprenger zu bieten, der einmal im Monat sein Wohnzimmer allen denen öffnet, die immerhin schon mal den Status eines Anwärters erlangt haben, bei denen also klar ist, dass die Aufnahmeprüfung in nicht allzu ferner Zukunft liegt. Das ist keine Zauberschule, die Grundlagen sollte man schon „drauf haben“ wenn man zu dieser Veranstaltung kommt, aber der Stefan ist die personifizierte Zauberenzyklopädie, der hat zu allem einen guten Rat und eine Literaturstelle und genau das brauchen Anwärter, um weiterzukommen.

Gut dass an einen runden Tisch immer noch einer rangeht, das war nämlich bei letzten Anwärtertreffen nötig, so voll war es.

P.S.: Der Herr mit der reduzierte Lockenpracht auf dem Photo ist der Stefan …

blog-image

Megacity der Zauberkunst

Alle drei Jahre finden die Deutschen Meisterschaften der Zauberkunst statt. Doch nicht jeder dahergelaufene Wundermacher darf daran teilnehmen. Eine Teilnahme muss sich erst verdient werden; man muss sich qualifizieren. Dieses Halbfinale wird in Zauberkreisen „Vorentscheidung“ genannt und eine eben solche stand dieses Jahr wieder an.

Der Wallfahrtsort Kevelaer wurde vom 12.10. bis zum 15.10. zur Pilgerstätte für Zauberkünstler und somit kurzerhand zur „Megacity der Zauberkunst“. Einen passenderen Ort für einen Zauberkongress hätte man nicht wählen können, denn in Kevelaer sollen sich einige von der Kirche anerkannte Wunder zugetragen haben. Zugegeben handelt es sich bei diesen Wundern eher um Wunderheilungen als um Kartentricks. Letzteres jedoch wurde im schönen Bühnenhaus von Kevelaer an besagtem Wochenende vielfach präsentiert.

Zwei unserer Mitglieder stellten sich dem Duell der Magier und erlangten eine Platzierung. Carsten Skill und sein Sohn Felix erreichten gemeinsam einen zweiten Platz in der Sparte „Zauberkunst für Kinder“. Ein dritter Platz in der Sparte „Kartenkunst“ wurde von Tatto Ota belegt. Wir wünschen ihnen viel Erfolg für die Deutschen Meisterschaften 2024 in Lübeck!

Unser Mitglied Michelle Spillner trat in der Gala-Show auf und wurde vom Vorstand des Magischen Zirkel Deutschlands zum Ehrenmitglied ernannt. Auch dafür gratulieren wir recht herzlich!

blog-image

Ach, Kinderkram!

(16. Oktober 2023) Ist das so: Ist Zaubern für Kinder nur Kinderkram? Darüber haben wir einen Abend lang mit Norbert Hornauer gesprochen, der als einer der wenigen unter uns regelmäßig für Kinder zaubert, und zwar nicht nur, weil die bei ihren Eltern „zufällig mit dabei sind“: Er tritt regelmäßig vor großen Gruppen von Kindern in Schulen und Kindergärten auf.

Schnell sind wir beim Punkt: Kinderzauberei wird gerne mal als Kunstgattung zweiter Ordnung angesehen, mehr Clownerie als hohe Zauberkunst, Kostüme in schreienden Farben verdecken mangelnde Kunstfertigkeit. Schnell wird aber auch klar, dass Kinder als Publikum anders sind als Erwachsene – aber keineswegs weniger anspruchsvoll. Und es wird klar, dass die subsummierende Bezeichnung „Kinder“ nicht hilft: Zaubern für 4- bis 6-Jährige muss anders sein als die, für 6- bis 8-Jährige und wieder ganz anders als für 14-Jährige. Norbert vertritt die These, dass Requisiten durchaus ähnlich sein können, dass aber der Vortrag einen Bezug herstellen muss zum täglichen Leben der Kinder. Es wird aber auch über Grenzen diskutiert – durchaus auch physische in Gestalt von Absperrbändern oder Ähnlichem – denn Kinder sind nun mal in mancherlei Hinsicht noch nicht so „domestiziert“ wie Erwachsene – und das ist ja auch gut so.

Klar wird: Wie wir Kindern gegenübertreten als Zauberer beeinflusst wahrscheinlich erheblich, wie die Erwachsene, die aus den Kindern werden, die Zauberkunst sehen. Wenn wir uns darüber beklagen, dass Zauberei häufig nicht als anderen Künsten gleichwertige, darstellende Kunst angesehen wird, dann sollten wir vielleicht anfangen, Kindern anständige Zauberkunst zu präsentieren.

Das ist zwar nicht spezifisch für die Zauberei, aber auch Kinderzauberer sind mit immer weitergehenden Anforderungen aus dem Bereich des Kinderschutzes konfrontiert. Manches davon ist gesetzlich geregelt, anderes geschieht im Wege des vorauseilenden Gehorsams. So ist zum Beispiel in manchen Bundesländern bereits ein polizeiliches Führungszeugnis erforderlich, wenn man beruflich Umgang mit Kindern hat, wo das nicht der Fall ist, lautet der Ratschlag gleichwohl eines einzuholen. Ein weiterer Rat lautet, als Zauberer in Photos mit Kindern immer dafür zu sorgen, dass beide Hände sichtbar sind.